Regenerative Landwirtschaft verbessert Bodenleben und Pflanzengesundheit
Das Ziel ist klar: Jeder möchte, dass die Pflanzen optimal wachsen. In der regenerativen Landwirtschaft gibt es mehrere Konzepte, dies zu erreichen. Sie alle betreffen den folgenden Kreislauf: vielfältigeres Bodenleben (einschließlich gutartiger Pilze) - besserer Nährstoffversorgung/mehr Kohlenstoffbindung - besserer Ernährungszustand der Pflanzen - bessere Photosynthese - komplexere Wurzelausscheidungen.
Bei der Soil Food Web methode intervenieren wir auf dem Punkt der Komplexität des Bodennahrungsnetzes. Dabei erhöhen wir die Menge der Pilze, Einzeller und gutartigen Nematoden. Meistens gibt es zu wenig dieser Organismen oder sie sind gar nicht vorhanden. Die Bakterienzahl ist eigentlich immer recht hoch. In diesem Fall erhöhen wir die Artenvielfalt der aeroben Bakterien, verringern aber ihre Menge. Ziel ist es, das Verhältnis von Pilzen zu Bakterien und der zugehörigen Fressfeinde für die gewünschten Pflanzen zu optimieren. Fressfeinde sind in diesem Fall diejenigen, die Bakterien und Pilze fressen.
Ein komplexeres Nahrungsnetz im Boden stellt der Pflanze mehr Nährstoffe zur Verfügung und speichert mehr Kohlenstoff im Boden. Die Pflanze hat dann eine verbesserte Nährstoffsituation - keine Spitzen und Tiefs wie bei der Düngung - sogar bei der Feindüngung - sondern einen kontinuierlichen Nährstofffluss, eigentlich eine Art "Just-in-time-Lieferung". Eine bessere Nährstoffsituation der Pflanze führt dazu, dass die Photosynthese besser funktioniert - die Pflanze hat mehr Energie zur Verfügung. Infolgedessen können komplexere Kohlenstoffverbindungen hergestellt werden. Diese wiederum landen in den Wurzelausscheidungen.
Das Ergebnis ist ein komplexeres und vollständigeres Boden-Nahrungsnetz, da die Pflanze auf diese Weise auch Nahrung für eine größere Vielfalt von Pilzen bietet. Es gibt nämlich Pilze, die - wie Bakterien, ah, und Menschen - Einfachzucker lieben. Andere Pilze bevorzugen etwas komplexere Verbindungen als Zucker. In erster Linie sind dies Kohlenhydrate und Proteine. Wieder andere kommen gut mit Fettsäuren zurecht. Und dann gibt es noch diejenigen, die extrem komplexe Verbindungen bevorzugen, die aus den Ausscheidungen - Abfallprodukten - anderer Pilze stammen. Ein Beispiel dafür ist die Huminsäure (auf englisch Humic acid). Irgendwann entsteht so ein System mit einer sich selbst verstärkenden positiven Rückkopplung.
Der Unterschied zwischen der Soil-Food-Web-Methode und vielen anderen Methoden der regenerativen Landwirtschaft besteht darin, dass wir uns bei der Soil-Food-Web-Methode für die Anzucht von Mikroorganismen im Kompost einsetzen. Und zwar aus lokal verfügbaren Materialien. Lokale Materialien sind die Quelle für lokale Mikroben.Wir sammeln und vermehren sie in einem Heißkompostierungsprozess oder Wurmkompost. Anschließend impfen wir die Mikroorganismen in den Boden und wiederholen diesen Vorgang mehrmals hintereinander.
Bei vielen anderen Methoden der regenerativen Landwirtschaft hofft man, dass die Organismen sich irgendwann selbst erholen, wenn man dem Boden Pilznahrung zuführt, die Nährstoffversorgung der Pflanzen optimiert oder die Photosynthese durch Blattspritzen anregt.
Bei der Soil-Food-Web-Methode investieren wir im ersten Jahr viel in den Aufbau der durch die jeweilige Nutzpflanze gewünschten Populationen von Bakterien, Pilzen, Protozoen und Nematoden. Gleichzeitig mit dem Aufbau der Populationen von Mikroorganismen verbessern sich auch die Lebensbedingungen der Mikroben im Boden.
Ein mit Mikroorganismen reich gedekter Tisch lockt wiederum die größeren Spieler des Boden-Nahrungsnetzes aus der Umgebung an. Mit der Zeit kann die Pflanze selbst die richtigen Mikroben züchten und pflegen. Wir müssen dann nur noch eingreifen, wenn das Bodennahrungsnetz aufgrund äußerer Bedingungen aus dem Gleichgewicht gerät. Auf den meisten Böden kann man so innerhalb kurzer Zeit die Dienste des Bodenlebensnetzes in Anspruch nehmen.